Bürgeraktion   Pro Kultur e.V. Emmerich am Rhein


v. l. Ted Nathan, Bürgermeister Peter Hinze, Irene Möllenbeck, Elisabeth Schüürman, Rabbiner David Geballe, Barbara Nathan, George Nathan, Dr. Jürgen Rolle – bei der Eröffnungsfeier

Pressestimmen zum Jüdischen Kulturraum

Starkes Signal zur richtigen Zeit


Rund 150 Gäste kamen zur feierlichen Eröffnung des Jüdischen Kulturraums in Emmerich.
Rabbiner David Geballe wandte sich vor allem an die Jugend. Nachkommen vor Ort.

Von Marco Virgillito, NRZ, 08.06.2019

Emmerich. Als die Bürgeraktion Pro Kultur erste Gedanken um einen Jüdischen Kulturraum in Emmerich hegte, konnten die engagierten Köpfe noch nicht ahnen, wie treffend der Zeitpunkt der feierlichen Eröffnung am Freitag sein würde. ... Sie hatten lediglich das Gefühl, dass die Aufarbeitung der jüdischen Kultur in Emmerich „nachhaltiger“ gestaltet werden müsse, wie Irene Möllenbeck, Pro Kultur-Vorsitzende, erklärte. Der Antisemitismus in Deutschland ist derweil gewachsen. Ein deutlicher Warnschuss war die Aussage von Dr. Felix Klein, dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung: „Ich kann Juden nicht empfehlen, jederzeit überall in Deutschland die Kippa zu tragen.“ So durfte die Eröffnung des Kulturraums im PAN auch als starkes Signal gegen Antisemitismus verstanden werden.

Der Rabbiner David Geballe von der Jüdischen Gemeinde Duisburg Mülheim Oberhausen griff die Worte Kleins auf: „Wenn der Beauftragte der Bundesregierung das sagt, dann ist das leider ein Armutszeugnis für den Rechtsstaat.“ Der Rabbiner wandte sich an die Jugend, die „wirklichen Ehrengäste“ des Tages.

Was die Jugend bewegen könne, hätten die Friday for Future-Demonstrationen gezeigt. So nahm Geballe die junge Generation in die Pflicht: „Ihr müsst eine Entscheidung treffen: In was für einer Gesellschaft wollt ihr leben? Wenn ihr Antisemitismus seht, sagt was!“

Dies wurde von einem Applaus der 150 Gäste im PAN unterbrochen. Geballe hofft, dass möglichst viele Schulklassen den neuen Kulturraum besuchten. Auch Bürgermeister Peter Hinze sprach die Jugend an: Sie seien sicher nicht schuldig an den Verbrechen der Nazis, aber machten sich schuldig, wenn sie sich nicht mit der Geschichte beschäftigten: Es sei damals um Menschen gegangen, „mit denen wir heute gelacht und getanzt und die wir morgen in die Gaskammer gesteckt haben?! Darüber muss man nachdenken“. Das haben Schüler der Gesamtschule und des Willibrord Gymnasiums schon getan, sie gestalteten das Rahmenprogramm mit Musik, Lyrik, Wortbeiträgen würdig.

Schön war es, dass acht US-Nachkommen der jüdischen Familie Nathan aus Emmerich der Eröffnung beiwohnen konnten. George Nathan würdigte in seiner Rede die Forschungsarbeit des 2016 verstorbenen Herbert Schüürman, dessen Archiv bekanntlich ein Kernstück für den jüdischen Kulturraum darstellt. Und er freute sich: „Emmerich hat jetzt einen Ort, wo die Bürger ihre frühere jüdische Gemeinde verstehen können.“ Möllenbeck war sich „ganz sicher, dass er heute von oben mit einem zufriedenen Lächeln zu uns nach unten schaut“.

Das 45.000-Euro-Projekt mit 15.000 Euro zu fördern, fiel dem Landschaftsverband Rheinland leicht, legte Prof. Dr. Jürgen Rolle, Vorsitzender des LVR-Kulturausschusses dar. In Zeiten in denen es das Wort „Jude“ als Schimpfwort auf Schulhöfen wieder zu hören gebe, sei es wichtig, so ein ehrenamtliches Engagement zu fördern.

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