Bürgeraktion   Pro Kultur e.V. Emmerich am Rhein


die Aktiven der Gedenkfeier im PAN mit Bürgermeister Peter Hinze (links) und der Organisatorin Irene Möllenbeck (2. v. rechts)

Pressestimmen zu den Stolpersteinen



Pressemitteilung


Berührende Momente bei Stolperstein-Gedenkfeier im PAN

NRZ 11.11.2024


Emmerich.(pd) Wer bei der Gedenkfeier „„Stolpersteine leuchten“ zur Erinnerung an die Reichspogromnacht des Jahres 1938 im Museum PAN dabei war, der konnte berührende Lichtblicke in schwieriger Zeit erleben. Im Vorfeld der Gedenkstunde hatten Schülerinnen und Schüler des Förderzentrums Grunewald und der Städtischen Gesamtschule die Stolpersteine glänzend geputzt und Kerzen bei den Stolpersteinen entzündet, die zum Rundgang in Eigenregie einluden. ...
In ihrer Begrüßung wies die Vorsitzende der Bürgeraktion Pro Kultur, Irene Möllenbeck, auf das Immanuel Kant-Jahr hin und was wir gerade in einer Zeit des wachsenden Antisemitismus und rechtsradikalen Gedankenguts auch nach 300 Jahren von dem großen Philosophen lernen können. Zur Erhaltung unserer Demokratie sei Bildung und Erziehung zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern an unseren Schulen wichtiger denn je, damit in Zeiten von Desinformationen und Fake News gerade junge Menschen den Durchblick behalten und sich eine eigene Meinung bilden können. Bürgermeister Peter Hinze appellierte in seiner Rede an jeden Einzelnen von uns, sich klar und deutlich gegen Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung zu stellen. Gerade am 9. November sollten wir uns alle fragen, welche Gesellschaft wir sein wollen. Eine Gesellschaft der Gleichgültigkeit und Spaltung – oder eine die auf Solidarität und Menschlichkeit baut?

Paula Luisa Peters und Jorik von der Gabelentz vom Willibrord Gymnasium lasen abwechselnd und gekonnt einen Zeitzeugenbericht vor, der im November 1938 in der niederländischen Zeitung De Maasbode über die Ereignisse in der Reichspogromnacht in Emmerich erschienen war. Jorik hatte zudem eigens für die Gedenkfeier ein eigenes Gedicht verfasst, das allen unter die Haut ging und mit starkem Beifall große Anerkennung fand.

Die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule, Julia Ciompala, Susanna Boron, Sinan Toru, Jan-Hendrick Schloter, trugen abwechselnd ihren Textbeitrag sehr eindrücklich vor. Sie hatten sich einen Briefwechsel zwischen Emmericher Juden in der Nazi-Zeit herausgesucht, in denen die Unsicherheit und die Ängste der verfolgten Menschen für alle zum Greifen spürbar wurden. Die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule hatten im Vorfeld das Schüürman-Archiv besucht und dort den Briefwechsel recherchiert.

Sohni Wernicke forderte in seinem Beitrag, dass Zivilcourage und Mut sich einzumischen, das Gebot der Stunde sei. Wernicke hatte sich als Beitrag das Gedicht des Schriftstellers Erich Fried „„Wer sind wir wieder?“ herausgesucht.

Die sehr passenden musikalischen Akzente des Abends setzten Thomas Höver, Ida Höver, Jochen Rübo, Patric Driessen, Thorsten Cleusters und Tae-Sung Chung der die musikalische Leitung der Musikgruppe inne hat. Neben den einfühlsamen textlichen und musikalischen Beiträgen, waren im Hintergrund auch der leuchtende Davidstern und die Kerzen der großen Menora warme Lichtblicke in der Veranstaltung.



Schülerinnen und Schüler der Städt. Gesamtschule und des Willibrord Gymnasiums, Bürgermeister Peter Hinze (Mitte links), Irene Möllenbeck (rechts), die die Gedenkfeier „Stolpersteine leuchten“ mitgestaltet haben.


Gedenkfeier gegen das Vergessen



Gedenken an die Pogromnacht: Im PAN ging es um Antisemitismus früher und heute.


RP, 11.11.2023



EMMERICH |(RP) Adrian Schabbel eröffnete musikalisch mit John Lennons „„Imagine“ die von der Bürgeraktion Pro Kultur organisierten Gedenkfeier „„Stolpersteine leuchten“ zur Erinnerung an die Ereignisse vom 9. November 1938 im Museum PAN. Schülerinnen und Schüler des Willibrord-Gymnasiums, der Gesamtschule und Hans-Jörgen Wernicke trugen mit Texten und Gedichten u.a. der Holocaustüberlebenden Margot Friedländer, der in Bocholt geborenen Sozialdemokratin Jeanette Wolff und Mascha Kaléko sehr eindrücklich die Gedanken und Gefühle ... der verfolgten Juden vor.


Bürgermeister Peter Hinze und die Vorsitzende der Bürgeraktion Pro Kultur Irene Möllenbeck schlugen in ihren Beiträgen den Bogen von der Verfolgung der Juden durch die Nazis bis zu den heutigen antisemitischen Ereignissen in Deutschland. Sie zeigten auf, wohin Vorurteile, Rassismus und Antisemitismus führen und riefen zur Wachsamkeit und Zivilcourage auf. Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule und des Förderzentrums Grunewald hatten in den Tagen vor der Gedenkfeier fleißig die Stolpersteine geputzt und wieder zum Glänzen gebracht.







Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Stadtführung entlang der Stolpersteine

Premiere war ein voller Erfolg

Ausgebucht: Zu zehn Stationen führte die Führung „„Schritte gegen das Vergessen“ in Emmerich, bei dem die jüdische Historie im Fokus stand
Gisela Kohnen, NRZ, 07.09.2021

Emmerich. Es war eine Premiere. „„Wir müssen heute den Zeitplan üben für die nächsten Führungen“, sagte Irene Möllenbeck, ... Vorsitzende der Bürgeraktion Pro Kultur in Emmerich, zu Beginn des Rundgangs durch die Innenstadt mit zehn Stationen, an denen sich einst jüdisches Leben abgespielt hat. Letztendlich waren es eindreiviertel Stunden, in denen die Teilnehmer von Möllenbeck, Silke Eicher und Norbert Kohnen Neues und Bekanntes über die jüdischen Mitbürger erfuhren.

Mit „„Schritte gegen das Vergessen“ beteiligte sich die Bürgeraktion am Tag der jüdischen Kultur, der seit 22 Jahren am ersten September-Sonntag begangen wird. Außerdem ist der Rundgang Teil des Jubiläums 1700 Jahre Judentum in Deutschland.

Der Stadtspaziergang entlang der Stolpersteine, an dem mit Anmeldung nur Genesene, Geimpfte oder Getestete teilnehmen konnten, war restlos ausgebucht, der Bedarf nach weiteren Rundgängen ist also gegeben. Die Premiere verlief erfolgreich, wie erste Reaktionen zum Ausklang im PAN bestätigten.

Irene Möllenbeck erinnerte an den 2016 verstorbenen Heimatforscher Herbert Schüürman: „„Er hat als Erster den Kontakt mit den Nachfahren aufgenommen und uns für die heutige Arbeit das Leben erleichtert.“ Auch das Projekt der 99 Stolpersteine, die 2011 und 2012 in Emmerich verlegt wurden, sei Ausfluss seiner Forschungsarbeit gewesen. Vielleicht wird sich bald ein weiterer Stolperstein hinzu gesellen.

Irene Möllenbeck berichtete gleich am ersten Halt, der heutigen Metzgerei Bauhaus in der Steinstraße, dass jüngste Recherchen in den Gestapo-Akten im Landesarchiv ergeben hätten, dass der christliche Metzger Johann Matthey die Jüdin Grete geheiratet und deshalb großen Repressalien ausgesetzt war: „„Hier zeigte sich die perverse Maschinerie der Nationalsozialisten.“

Bereits 1933/34 sollte sich Matthey von seiner Frau trennen und wurde drangsaliert. SS- und SA-Männer standen vor seinem Geschäft und seinem Stand auf dem Wochenmarkt.

1938 schließlich gab Matthey auf und verkaufte seinen Laden weit unter Preis. Immerhin: Mit „„viel viel Glück“ haben die Mattheys die Schikanen überlebt, in Duisburg eine Großschlachterei betrieben und sind später nach Israel ausgewandert.

Dieses Glück blieb der kleinen Eva Bertha Lilienfeld, Jahrgang 1927, verwehrt. Silke Eicher hat das Schicksal des Mädchens so berührt, dass sie die Patenschaft für den einzigen Stolperstein einer Jugendlichen übernommen hat. Vor dem Haus Steinstraße 10 erinnern zwei weitere an ihre Eltern Martha und Siegmund Lilienfeld, der seit 1910 Lehrer, auch Kantor war.

„„Er war ein guter Lehrer“, so Eicher. „„Er schlug nicht so viel und schrie auch nicht so viel wie die anderen.“ Nach seinem Wegzug aus Emmerich brach Lilienfeld 1938 in Wesel auf der Straße tot zusammen. Eicher: „„Wenn einem alles genommen wird, kann einem das Herz brechen.“

„„Er hat das ganze Elend Gott sei Dank nicht mehr miterlebt“, wusste Norbert Kohnen wenige Schritte weiter an der Steinstraße 8 zu berichten. Der Kaufmann Max Kempenich (1860-1922), Vorsteher der jüdischen Gemeinde, hatte dort das Textilhaus Nathan & Gompertz betrieben. Sein Sohn Rudolf emigrierte 1937 in die USA. Als Rudy Kemp hielt er einen engen Briefkontakt zu Herbert Schüürman.

Auch über die Bedeutung der jüdischen Viehhändler, die koschere Küche, jüdische Feste, Synagoge und jüdische Volksschule, 1816 die erste im Regierungsbezirk Düsseldorf, erfuhren die Teilnehmer Interessantes und auch Neues.

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